Emissionen der Berliner Fahrgastschifffahrt

Die Luftqualität in Großstädten ist bekanntermaßen stark durch Emissionen belastet. Hauptsächlich liegt das am Autoverkehr. An wassernahen Städten wie Berlin, trägt aber auch die Fahrgastschifffahrt erheblich zur Schadstoffbelastung bei, vor allem durch den Ausstoß von Stickstoffdioxid (NO2), wie das Umweltbundesamt errechnet hat. Danach können die Emissionen des Schiffsverkehrs in Städten wie Köln, Düsseldorf oder auch Berlin bis zu 30 Prozent der gesamten lokalen NO2-Emissionen betragen.
In Berlin werden nach Angaben der Senatsverwaltung rund 10 Prozent der Rußpartikel-Emissionen im Verkehr durch die Schifffahrt verursacht. Das entspricht nach RBB-Recherchen dem Feinstaubausstoß von etwa 120.000 Autos. Die damit verbundenen Gesundheitsrisiken sind den meisten Menschen vermutlich nicht bewusst. Wahrgenommen wird bestenfalls der unangenehme Dieselgeruch.
Mehr als ein guter Grund, auch über Möglichkeiten der Reduzierung von Schadstoffemissionen auf den Wasserstraßen nachzudenken. Von den rund 100 in Berlin operierenden Fahrgastschiffen verfügten 2018 nur vier über eine Abgasnachbehandlung. Elektrische Fahrgastschiffe gab es im Jahr der Verbandsgründung 2018 kein einziges.

Ohne Wettbewerb keine saubere Fahrgastschifffahrt
Nach dem Fall der Berliner Mauer konnte die bis dahin im Niemandsland liegende Innenstadtspree hinsichtlich eines Schifffahrtsangebots neu aufgeteilt werden. Innerhalb weniger Jahre etablierte sich jedoch ein Kartell gut vernetzter Reedereien, das weitere Anbieter vom lukrativen Angebot an Schiffsrundfahrten ausschloss.
Genehmigungen für Steganlagen in der Innenstadt gingen in der Folge über Jahrzehnte ausschließlich an die gleichen Reedereien. Dauerpachtverträge verhinderten über 30 Jahre sowohl Interessenbekundungsverfahren als auch reguläre Ausschreibungen - der Markt blieb faktisch abgeschottet. Sogenannte „Ewigkeitsverträge“ sicherten den Reedereien exklusive Nutzungsrechte für die Anlegestellen, wodurch nachhaltige Konzepte keine Chance hatten, Fuß zu fassen.
Das Geschäft florierte. Unruhe kam erst auf, als Newcomer die zementierten Verhältnisse nicht mehr akzeptierten und den Elektroschifffahrtsverband gründeten, um auch für nachhaltige Konzepte einen Marktzugang zu erstreiten. Mit einer Beschwerde des neugegründeten Verbandes bei der EU-Kommission und die Annahme der Beschwerde durch die Berliner Landeskartellbehörde, begann ein langer Marsch durch die Institutionen, der nun hoffentlich zu fairen Marktverhältnissen führt.
Die Entwicklung ab 2025
Dank der nicht nachlassenden Aktivitäten des Elektroschifffahrtsverbandes hat sich seit seiner Gründung 2018 spürbar Bewegung im Markt ergeben. Durch intensiven Druck auf Politik und Verwaltung konnte in den vergangenen Jahren ein Umdenken angestoßen werden.
Durch die intensive und ehrenamtliche Arbeit unserer Mitglieder wurde nun ein entscheidender Durchbruch erzielt: Zum Ende der Saison 2024 wurden sämtliche bestehenden Verträge für Fahrgastschiff-Anleger vom Bund gekündigt. Das Land Berlin wird zukünftig die Vergabe verantworten und arbeitet derzeit an Plänen für eine wettbewerbsrechtlich faire Ausschreibung der Steganlagen, die eine Öffnung des Marktes ermöglichen soll.
In diesen Prozess werden auch die Reedereien eingebunden, um ihre fachliche Einschätzung beizutragen. Dieser Dialog hinterlässt zunächst einen positiven Eindruck, entscheidend wird jedoch sein, ob die geplanten Regelungen im Alltag praktikabel, fair und transparent umgesetzt werden.
Ein zentrales Anliegen bleibt dabei die Planungssicherheit. Denn nur mit verlässlichen Rahmenbedingungen können alteingesessene Unternehmen und Newcomer gleichermaßen, langfristig in eine nachhaltige und emissionsfreie Fahrgastschifffahrt investieren.
Insgesamt hat die intensive und teils hart geführte Auseinandersetzung zu einem herausragenden Erfolg geführt. Allen Beteiligten gebührt großer Dank, denn dieser Sieg für den Wettbewerb ist ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Nutzung der Innenstadt durch die Berliner Reedereien.
Der bereits seit einigen Jahren entstandene Wettbewerbsdruck hat in Verbindung mit umfangreichen Förderangeboten des Bundes dazu geführt, dass Stand 2025 rund zwei Dutzend Fahrgastschiffe elektrisch in der Innenstadt verkehren.
Ladeinfrastruktur als Schlüssel zum künftigen Erfolg
Wie in der Elektromobilität auf der Straße ist aber auch auf den Wasserstraßen eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur erforderlich. Der Verband setzt sich daher in einem überbetrieblichen Engagement dafür ein, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die möglichst vielen Branchenkollegen den Umstieg auf eine emissionsfreie Fahrgastschifffahrt ermöglichen.
Der wirtschaftliche Betrieb nachhaltiger Fahrgastschiffe erfordert hohe Investitionen. Ohne die Bereitstellung von Anlegern mit öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur sowie zentralen Nachtliegestellen ist eine wirtschaftlich tragfähige Elektroschifffahrt nicht realisierbar.
Insbesondere kleine Reedereien sind benachteiligt, da sie aufgrund fehlender eigener Nachtliegemöglichkeiten nicht planungssicher auf Elektroantrieb umstellen können. Ziel ist es daher, nicht nur an den Fahrgast-Anleger in der Innenstadt, sondern auch an wichtigen Knotenpunkten, wie z.B. dem Berliner Nordhafen oder den Außengebieten am Wannsee, Tegeler See und Müggelsee, öffentlich zugängliche Schnell-Ladestationen zu schaffen, an denen jeder Reeder ein Schiff zwischenladen kann. Das ist von besonderer Bedeutung, da auf diese Weise die Akkupakete deutlich kleiner geplant werden können, was erneut der Umwelt zugute kommt.